Pandemic Legacy – ein Brettspiel der Extraklasse

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Kein Spiel passt thematisch besser zum Jahr 2020. In „Pandemic Legacy“ wollen die Spieler die Welt vor dem Ausbruch einer Pandemie retten. Wir haben es für euch getestet und jeder Spieleabend war immer wieder aufs Neue ein unglaubliches Erlebnis. 

Eines vorneweg: Bei „Pandemic Legacy“ kommen wir dank des Legacy-Mechanismus in eine ganz neue Dimension der Brettspiele. Was bedeutet Legacy? Es heißt, dass für jede Gruppe ein eigenes, individuelles Spielerlebnis geschaffen wird. So kommen etwa im Laufe des Spiels Sticker hinzu, die den Spielplan je nach Entscheidungen unwiderruflich abändern. Teile des Spielmaterials werden zerstört und kleine geheimnisvolle Boxen warten darauf, geöffnet zu werden. Alles in allem also ein Erlebnis, das mit klassischen Brettspielen nur noch wenig gemeinsam hat.

Auf DER internationalen Brettspiel-Datenbank „BoardGameGeek“ steht „Pandemic Legacy“ bei einem Ranking mit knapp 20.000 Spielen seit 2015 auf Platz 2. Ein absoluter Topseller also.

EIN SPOILERFREIER EINBLICK

Bei „Pandemic Legacy“ wollen die Spieler die Welt vor dem Ausbruch einer Pandemie retten. Vier bösartige Viren breiten sich in den Metropolen rund um den Erdball rapide aus. Als wir im Jänner dieses Jahres mit dem Projekt angefangen haben, konnten wir nicht ansatzweise ahnen, wie dieses Thema in den kommenden Monaten unseren Alltag bestimmen wird.

Ganz zu Beginn wählen die SpielerInnen einen Charakter aus. Jeder Charakter besitzt spezielle Eigenschaften gegenüber den anderen. Das Spiel erstreckt sich über 12 Monate, wobei jeder Monat für sich eine Runde darstellt. Wird ein Monat beim zweiten Versuch erfolglos beendet, geht es automatisch weiter in den nächsten Monat. Im besten Fall spielen wir also 12 Runden, im schlechtesten 24. Aber gerade im Scheitern liegt ein großer Reiz dieses Spiels.

Um einen Virus erfolgreich bekämpfen zu können, müssen wir fünf Karten einer Farbe sammeln. Diese Karten dienen einerseits als Flugtickets, können zum Bau von Gebäuden verwendet werden. Der Clue: Sie sind nur sehr begrenzt verfügbar. Um ein Heilmittel für den jeweiligen Virus zu erforschen, muss sich der Charakter in einem Forschungszentrum befinden. Ein eigener Stapel mit Infektionskarten wird nach jedem Zug eines Spielers ängstlich weiter aufgedeckt. Die Angst vor diesen Karten kommt nicht von ungefähr, jederzeit kann es nämlich passieren, dass eine komplette Stadt neu infiziert wird oder im schlimmsten Fall sogar ein Ausbruch der Krankheit die angrenzenden Städte gleich mit infiziert.

Im Laufe des Spieles und mit jedem neuen Monat, kommen ausgefeilte Sonderregeln auf die Spieler zu. Geistig zurücklehnen und entspannt die anderen Teammitglieder machen lassen, wird wohl nichts. Nach dem 8. Ausbruch der Krankheit ist das Spiel sogar verloren. Die Wissenschaftler, Ärzte, Soldaten und Ingenieure haben dann eben zu langsam gegen das Virus gekämpft.

Das Wort Kampf ist hier bewusst gewählt, die ersten 2 bis 3 Runden (auch ohne Legacy Modus – zum Kennenlernen) fühlen sich in weiten Teilen genauso an. Eine Art kollektiver Frust macht sich schnell breit, der aber durchaus geschmälert wird. Verschiedene Subventionen, die uns das Spiel erleichtern, kommen schrittweise hinzu und sorgen so dafür, auch mal ein Erfolgserlebnis feiern zu dürfen. Dieses Erfolgserlebnis wirkt dann umso wertvoller, stärkt den Teamgeist und macht uns hungrig auf die nächste Runde.

Pandemic Legacy

MEIN PERSÖNLICHES RESÜMEE

Nachdem wir das Spiel Mitte Februar bekommen haben, war schnell eine Gruppe für dieses „Projekt“ gefunden. Sich für gut 12 Abende in regelmäßigen Abständen zu treffen, setzt schon ein gewisses Maß an Engagement für drei oder mehr Personen voraus. Natürlich ist der Verlauf der letzten sechs Monate nicht gerade hilfreich für ein regelmäßiges Treffen, genauso wenig wie die lauen Sommerabende gleich nach den Lockerungen. Aktuell steht unsere Gruppe bei Monat 8 von 12, es will also noch ein Teil der Story erlebt werden.

Jeder Abend, an dem wir uns gemeinsam gegen den Virus gestellt haben, war immer wieder aufs Neue ein unglaubliches Erlebnis. Die Spannung, der Frust, die Freude bei einem Sieg – all diese emotionalen Achterbahnfahrten machen solch ein Spiel zu etwas Einzigartigem. An einem Punkt der Story waren wir bei „Pandemic Legacy“ dem realen Kalender sogar einen Monat voraus. Gewisse Details, die wir vorausschauend schon erlebt haben, kamen dann erschreckend ähnlich in der Realität auf uns zu. Vielleicht sollten wir unser Spiel so schnell wie möglich beenden, damit sich die Realität davon inspiriert fühlt. Den Vergleich zu „Jumanji“ haben wir ja schon länger im Kopf

Eine weltweite Pandemie ist auf keinen Fall lächerlich zu machen. Unter keinen Umständen wollen wir die Ernsthaftigkeit einer humanitären, globalen und uns alle betreffenden Krise auf die lockere Schulter nehmen. Bei „Pandemic Legacy“ geht es in erster Linie um ein Brettspiel, das als solches fiktiv zu sehen ist. Die Differenzierung zwischen Fiktion und Realität ist uns absolut bewusst.

2017 erschien der 2. Teil „Pandemic Legacy – Season 2“ mit einer komplett neuen Story, die zwar an Teil 1 anknüpft, sich aber genauso gut ohne Vorkenntnisse spielen lässt.

In der Zwischenzeit ist obendrauf noch „Pandemic Legacy – Season 0“ erschienen. Ein Prequel zu den ersten beiden Teilen. Genug Stoff also für viele Herbst- und Winterabende voller Spannung.

Infobox:

PANDEMIC LEGACY – Season 1

Erscheinungsjahr: 2015

Genre: Strategie
Verlag:
 Z-Man Games / in Deutschland im Vertrieb von Asmodee  
Autoren: 
Matt Leacock, Rob Daviau
Grafik:
 Chris Quilliams
Spieleranzahl:
 2 bis 4
Alter:
 ab 14 Jahren
Spieldauer:
 (12 bis max. 24 mal) ca. 60 bis 90 min

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